Neues aus der HiKo (079): Tagung "Von Scherben und Urkunden" 8./9. Oktober 2021 in Münster
8.9.2021
Die Historische Kommission für Westfalen und die Altertumskommission für Westfalen erinnern mit einer Tagung an ihre Gründung vor 125 Jahren. Der Titel der Tagung lautet: "Von Scherben und Urkunden – 125 Jahre historische und archäologische Landesforschung". Die Tagung ist öffentlich. Eine Anmeldung ist erforderlich, ebenso die Einhaltung der tagesaktuell gültigen Hygienevorgaben.
Im Jahr 1896 bildeten die beiden „Vereine für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens” (Abteilungen Münster und Paderborn) zwei Expertengremien, in denen die historische und die archäologische Forschung gebündelt und professionalisiert werden sollten. Dem Sprachgebrauch der Zeit entsprechend wurden diese Ausschüsse als „Kommissionen” bezeichnet. Aus den zunächst losen Treffen wurden bald feste Einrichtungen, die unter den Bezeichnungen „Historische Kommission für Westfalen” und „Altertumskommission für Westfalen” bis heute bestehen.
Beide Einrichtungen haben eine bisweilen turbulente Entwicklung genommen. Zeitweise als Verein etabliert, wurden sie in den 1920er-Jahren vom preußischen Provinzialverband übernommen und auf eine dauerhafte Basis gestellt, ohne dass die Freiheit der Forschung damit wesentlich eingeschränkt worden wäre. Im Nationalsozialismus wurden die Kommissionen gleichgeschaltet und eng kontrolliert, konnten als vermeintlich unpolitische Einrichtungen ihre Tätigkeiten aber einigermaßen unbeschadet fortsetzen. 1946 neu gegründet, übernahm der 1953 gebildete Landschaftsverband Westfalen-Lippe (als Nachfolger des Provinzialverbandes) auch die Betreuung der Kommissionen – ihre Zahl ist bis heute auf sechs angewachsen. Aus Herrenstammtischen im Hinterzimmer sind im Laufe der Jahrzehnte aufgeschlossene Einrichtungen geworden, die landeskundliche Forschungsergebnisse einem breiten Publikum bekannt machen.
Die beiden ältesten landeskundlichen Kommissionen in Westfalen blicken mit der Tagung auf ihre gemeinsamen Wurzeln zurück. Zugleich wird aber auch die Frage nach der Zusammenarbeit gestellt. Wie hat sie sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt? Wo greifen Geschichte und Archäologie produktiv ineinander, wo gibt es Annäherungsbedarf? Die Tagung zieht Bilanz für 125 Jahre Forschung, will aber auch den Blick in die Zukunft richten.
Programm
Freitag, 8. Oktober 2021
9.30 Anmeldung und Begrüßungskaffee
10.00 Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (Münster) Grußwort; Dr. Aurelia Dickers (Münster), Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster) Begrüßung, Vorstellung der neuen Kommissionsgeschichte
Sektion 1: Die gemeinsamen Ursprünge.
Moderation: Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup
10:30 Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Senden): Das Jahr 1896 und die Geschichtsforschung in Westfalen vor Gründung der Kommissionen
11:15 Dr. Bettina Tremmel (Münster), Dr. Bert Wiegel (Rhaden): Neue Erkenntnisse über die Anfänge der Altertumskommission für Westfalen im Kontext zeitgenössischer Presseberichte (1892–1903)
Sektion 2: Viele Funde, wenige Quellen – das Frühmittelalter in Westfalen.
Moderation: Dr. Aurelia Dickers
13:30 Dr. Vera Brieske (Münster): Sachsen in Westfalen? Zum Problem der ethnischen Deutung archäologischer Sachkultur
14:00 Prof. Dr. Matthias Becher (Bonn): Sachsen und Westfalen im Frühmittelalter – Perspektiven der neueren historischen Forschung
Sektion 3: Als in Westfalen die Städte entstanden.
Moderation: Dr. Burkhard Beyer
15:00 Dr. Thomas Tippach (Münster): Ergebnisse der Arbeit am Westfälischen Städteatlas
15:30 Dr. Mathias Austermann (Dortmund): Neue Straßen, neue Parzellen, neue Häuser – Archäologische Erkenntnisse zu hochmittelalterlichen Stadtplanungsprozessen in Münster
16:30 Dr. Henriette Brink-Kloke (Dortmund): Archäologische Ergebnisse und Raumstrukturen aus der Stadtarchäologie Dortmund
17:00 Michael Koch (Höxter), Andreas König (Höxter): Über die sinnstiftende Zusammenarbeit von Stadtarchäologie und Stadtarchiv in Höxter an der Weser
17:30 Ende der Sektion
ABENDPROGRAMM (20 Uhr): „History Slam” – ein kleiner Wettstreit um die spannendste Geschichte
Matthias Löb (Münster): Begrüßung und Vorstellung der Spielregeln
Teilnehmende für die Archäologie: Dr. Ulrich Lehmann (Münster), Dr. Kerstin Schierhold (Herne), Dr. Bernd Thier (Münster)
Teilnehmende für die Geschichte: Dr. Katrin Jaspers (Münster), Prof. Dr. Jan Keupp (Münster), Dr. Stefan Sudmann (Dülmen)
Samstag, 9. Oktober 2021
Sektion 4: Pfalzen und Burgen.
Moderation: Dr. Sven Spiong
10:00 Prof. Dr. Manfred Balzer (Münster): Königliche Aufenthaltsorte und Pfalzen in Westfalen – zur Zusammenarbeit von Archäologie und Geschichtswissenschaft
10:30 Frank Huismann (Detmold): Archäologie und Geschichte in Lippe – das Projekt Falkenburg
Sektion 5: Tief in den Bergen des Sauer- und Siegerlandes.
Moderation: Dr. Henriette Brink-Kloke
11:30 Dr. Lena Asrih (Bochum), Dr. Michael Farrenkopf (Bochum): Perspektiven moderner Bergbaugeschichte auf Westfalen
12:00 Dr. Manuel Zeiler (Bochum): Auf dem Weg zur Massenproduktion – Bergbau und Hüttenwesen im Wandel des Hochmittelalters
Sektion 6: Zeitgeschichte und Archäologie der Moderne.
Moderation: Prof. Dr. Michael M. Rind
14:00 Dr. Marcus Weidner (Münster), Prof. Dr. Michael Baales (Bochum): Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald – ein interdisziplinäres Projekt führt zu überraschenden Erkenntnissen
14:30 Sebastian Luke (Dortmund), Norbert Tempel (Dortmund): Die Steinhauser Hütte in Witten - archäologische Erkundung und historische Erforschung
Abschlussdiskussion (15.30 Uhr) : Zwei Wege zu einem Ziel.
Moderation: Dr. Mechthild Black-Veldtrup; Dr. Aurelia Dickers
Teilnehmende für die Archäologie: Prof. Dr. Michael M. Rind (Münster); Dr. Bernd Thier (Münster)
Teilnehmende für die Geschichte: Dr. Lena Krull (Münster); Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Senden)
16:30 Ende der Veranstaltung
Ort der Tagung: Vortragsraum im LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10, 48143 Münster. An beiden Tagen werden gemeinsame Mittagessen angeboten. Das Essen ist für angemeldete Teilnehmer:innen kostenlos.
Wir bitten um eine Anmeldung bis zum 30. September 2021 per Mail an hiko@lwl.org. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben. Bitte geben Sie unbedingt eine Mailadresse oder eine Telefonnummer an, damit wir Sie bei kurzfristigen Änderungen oder bei zu vielen Anmeldungen verständigen können.
Die Teilnahme wird voraussichtlich nur für Geimpfte, Genesene oder tagesaktuell getestete Personen möglich sein. Bitte halten Sie entsprechende Nachweise bei der Anmeldung im Tagungsbüro bereit. Die zugelassene Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird beschränkt sein. Eine kurzfristige Absage der Tagung als Präsenzveranstaltung kann nicht ausgeschlossen werden. In diesem Fall wird die Veranstaltung online stattfinden, Zugangsdaten werden per Mail verschickt.
Anreise: Vom Hauptbahnhof Münster verkehren mehrere Buslinien zur Haltestelle Domplatz in unmittelbarer Nähe des Tagungsortes. Für die Gegenrichtung befindet sich der Zustieg auf der Südseite des Museums (Haltestelle Aegidiimarkt/LWL-Museum). Nächstgelegenes Parkhaus: Aegidiimarkt. Eingabe für Navigationsgeräte: Aegidiimarkt 1–7, 48143 Münster