Johannes Cincinnius von Lippstadt (ca. 1485–1555)
Freitäger, Andreas: Johannes Cincinnius von Lippstadt (ca. 1485 - 1555). Bibliothek und Geisteswelt eines westfälischen Humanisten.
Münster: Aschendorff 2000. 438 S.
(Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XVIII: Westfälische Biographien, Band 10)
ISBN: 978-3-402-06766-0; Preis: 25,10 Euro
Die der Reformation vorausgehenden Konflikte setzten am Niederrhein und in Westfalen um 1480 mit Auseinandersetzungen zwischen humanistischen und universitären Gelehrten ein; es ging u.a. um die Reform der münsterschen Domschule und in der Folge auch um die Reform der Artistenfakultät der Kölner Universität. Dieser Streit fand seinen Höhepunkt in den "Dunkelmännerbriefen" (Epistolae obscurorum virorum) von 1515 und 1517, in denen die Kölner Universitätslehrer und ihr Umfeld verspottet wurden.
Zu diesem Umfeld gehörte auch der in Lippstadt um 1485 als Johannes Kruyshaer geborene Johannes Cincinnius. Bislang nur bekannt als Verfasser einer gedruckten Lebensbeschreibung des Werdener Klostergründers und ersten Bischofs von Münster, Liudger, werden hier sein Lebenslauf und seine wissenschaftliche Tätigkeit ermittelt. Hauptquelle der Untersuchung ist dabei seine Bibliothek. 153 der 157 nachweisbaren Bücher konnten in Bibliotheken und Archiven ausfindig gemacht werden, ein seltener Glücksfall, da nur wenige Privatbibliotheken jener Zeit rekonstruierbar und erhalten geblieben sind. Da Cincinnnius in seinen Büchern viele Anmerkungen und Notizen gemacht hat, ist auf diesem Wege sein Werdegang erstaunlich gut zu erschließen. Nach dem Schulbesuch am Paulinum in Münster (1502), studierte er in Köln und wurde 1505 Präbendar und Priester in der Reichsabtei Werden, wo er dem Abt als Schreiber diente. Er verfasste verschiedene Schriften und lehrte auch an der Werdener Schule, die durch sein Engagement den Standard der damals bekanntesten rheinischen Schule - die Emmericher Lateinschule - erreicht hat. Ein Katalog seiner Bibliothek mit einem Register der Druckorte, ein kurzer Quellenanhang und ein Personennamenverzeichnis sind dem Band beigegeben.
Rezensionen:
— Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 204 (2001), S. 290-292 (Maria Rössner-Richarz).
— Düsseldorfer Jahrbuch 71 (2000), S. 363-364 (Jörg Engelbrecht).
— Essener Beiträge 112 (2000), S. 332-337 (Jan Gerchow).
— Germanistik 41,2 (2000), S. 477 (Volker Honemann).
— Historische Zeitschrift 272 (2001), S. 461-462 (Gerrit Walther).
— Jahrbuch des Kölner Geschichtsvereins 73 (2002), S. 345-346 (Götz-Rüdiger Tewes).
— Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 96 (2001), S. 385 (Christian Peters).
— Server Frühe Neuzeit, Perform 1 (2000), Nr. 5 [01-09-2000] (Werner Frese).
— Westfälische Forschungen 51 (2001), S. 626-628 (Barbara Schildt-Specker).
— Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 26,2 (2002), S. 177-180 (Robert Seidel).
— Zeitschrift für Kirchengeschichte 118 (2007), S. 139-140 (Harm Klueting).